Kunsttherapie bei und mit MS, alles Quatsch oder was?

Kunsttherapie Farben

Kunsttherapie, Ergotherapie, Therapie in welcher Form ist, wie es aussieht, für alles und jeden Patienten da.

Nach einiger Zeit nervt es. Wir haben das Gefühl, unentwegt im Auftrag der Gesundheit unterwegs zu sein.

Kunst?

Muss das sein?

Ich kann nicht malen?

Ich will das nicht.

Das sind Reaktionen, Ausreden, die den zuständigen Therapeuten in der Reha oder in der Praxis um die Ohren fliegen.

Kein leichter Job und ich gestehe: Ich bin kein einfacher Patient… Ständig widerspreche ich, hinterfrage, lasse mir nicht jeden Bären auf die Nase binden und mache es komplett anders.

Ich gehe meinen MS – Weg!

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Aber in der Kunsttherapie ist bei mir alles anders.

Ich bin ein großer Fan von dieser und das nicht, weil es einen exzellenten Kunsttherapeuten in der Reha gibt. 😉

Nein, hier komme ich runter, entspanne, baue Stress ab und bin bei mir.

Ich lasse den lieben Gott einen guten Mann sein, der Blutdruck sinkt, die Gedanken ? haben freien Lauf. Ok, 20 €uro für das Phrasenschwein …

Die Therapeuten leiten uns an und es gibt eine große Auswahl kreativ zu werden.

Zum Beispiel drücken wir uns mit verschiedenen Farben künstlerisch aus. Acryl- und Aquarellfarben, sowie Kreide sind im Angebot.

Kunsttherapie Stifte

 

Was ist das Ziel einer Kunsttherapie?

Das Ziel ist es, mit Hilfe eines speziell ausgebildeten Kunsttherapeuten, sich mit der eigenen Situation, mit der Krankheit auseinander zu setzen.

Wir entdecken unsere Kreativität, wir finden einen Weg unsere Gefühle auszudrücken und innere Konflikte sichtbar zu machen. Folge dessen bearbeiten wir diese in weiteren Schritten und lösen sie im besten Fall auf. Das Selbstvertrauen kommt zurück und wir lernen, mit den neuen Lebensaufgaben und dem neuen Lebensabschnitt klar zu kommen.

Welche Patienten profitieren von dieser Art von Therapie?

Alle Patienten, die aufgrund einer schweren Krankheit ins Ungleichgewicht geraten. Wenn körperliche und seelische Probleme auftreten, wir an unsere Leistungsgrenze stoßen. Ich denke, es gibt sowohl Kinder, Erwachsene, als auch Rentner, die von dieser Therapieform profitieren.

Menschen, die aufgrund ihrer Krankheit lernen, dass der eingeschlagene Weg nicht mehr praktikabel ist.

Eine generelle Empfehlung gibt es bei psychiatrischen und psychosomatischen Erkrankungen, wie zum Beispiel bei Depressionen, Traumata und Angstzuständen.

Ich gehe hier nicht weiter ins Detail, da es zu viele Krankheiten gibt, die in Frage kommen.

Wie läuft eine Kunsttherapie ab?

Das ist verschieden, da es keine Regeln und starre Vorgaben gibt. Die Therapie findet in kleinen Gruppen statt. Der Therapeut geht individuell auf den Patienten ein. Es wird über Sorgen, Probleme, Wünsche, die Krankheit und ihre Auswirkungen gesprochen. Im Anschluss besprechen wir, welche Materialien in Frage kommen und es geht los. Wir hämmern, meißeln, pinseln was das Zeug und die eigene Kreativität hergibt oder aushält. Gestalten ist angesagt.

Der Therapeut beobachtet und hält sich im Hintergrund auf, greift unterstützend bei Bedarf ein. Perfekt!

Gestaltungstherapie macht Spaß!

Mit Ton, Speckstein, Wolle oder Pappmaché entstehen Kunstwerke, die jeder Patient gerne mit nach Hause nimmt. Ansätze um zu gestalten gibt es in Hülle und Fülle. Die Kunsttherapeuten unterstützen bei der Selbstentfaltung mit verschiedenen Methoden.

Kunsttherapie Speckstein

Malen, basteln, schreiben entdecken wir neu und ist förderlich für unsere motorischen Defizite. Wir stärken unser Selbstbewusstsein und sehen was wir schaffen. Die schwache Hand, der schwache Arm werden trainiert und wir entwickeln Strategien, wie es besser geht.

Die Zeit in der Kunsttherapie nutzen wir, um zur Ruhe zu kommen. Wir zapfen das Unterbewusstsein an, vergessen im besten Fall die Schwäche, die MS. Wir tauchen kurzfristig in eine andere Welt ein.

Das Endergebnis ist hier zweitrangig. Wir mutieren nicht zu Picasso oder stellen unsere Gemälde demnächst in einer Galerie aus. Nein, es geht für uns um wichtigere Dinge.

Ein Museum besuchen wir lieber in unserer Freizeit und schauen uns die passende Ausstellung über Picasso dort an. Übrigens wer dort hingeht, muss den barrierefreien Personaleingang auf der Königsstraße nutzen. Klingeln und das Museum ist für uns ebenerdig durch den Personaleingang zu erreichen, da der Haupteingang stufenreich ist.

Jeder Mensch ist kreativ.

(Ok, eine kleine Ausnahme gibt es. 😉 Meine Schwester, für die ich früher in der Schule ihre Bilder malte. Im Gegenzug durfte ich ein neues Kleidungsstück von der großen Schwester anziehen. Diese Win-win-Situation erwähne ich gerne, da das ganze verjährt ist und einen kleiner Lacher wert ist. Lange her…).

In der Kunsttherapie geht es darum, die eigene Kreativität auszuleben, neue Denkmuster zu entwickeln. Im besten Fall ändern wir Gewohnheiten und finden für uns neue Lösungen.

Die MS-Gedanken loslassen und sich auf NEUES einlassen ist die Devise.

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Künstlerische Fähigkeiten spielen hier eine untergeordnete Rolle. Es geht vielmehr darum, seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Anfängliche Hemmungen und Bedenken verschwinden nach den ersten Pinselstrichen. 😉  Der künstlerische Prozess zählt und wir finden für uns die geeigneten Methoden.

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Wo gibt es zuhause eine Kunsttherapie?

Das ist eine gute Frage und ich kann hier auf den Deutschen Fachverband für Kunst- und Gestaltungstherapie e. V. mit ihrer Ortssuche verweisen.

 

Wer zahlt die Kunsttherapie?

Da diese Therapieform eine medizinische und psychologische Maßnahme im klinischen Rahmen darstellt, übernehmen die Krankenkasse die Kosten.

Wenden wir uns privat an einen Kunsttherapeuten, zahlen wir die Stunden aus eigener Tasche. Sicherheitshalber rufst du die Krankenkasse an und fragst nach.

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Ich tanke viel Kraft aus der Kunsttherapie. In der Reha bin ich dort zwei Mal in der Woche, jeweils für eine Stunde mit dem Therapeuten eingeplant.

Zusätzlich nutze ich das Angebot, nach Therapieende, abends den Raum zu nutzen. In dieser Zeit ist es ausgesprochen still, leise und angenehm zu arbeiten.

In der diesjährigen Kunsttherapie habe ich mein Blog-Beitragsbild für den Welt MS Tag 2019, mit dem Hashtag #sichtbarwerden, gemalt.

sichtbarwerden

 

Hier zeige ich ein paar meiner Kunstwerke:

Zuhause habe ich mir einen Raum eingerichtet, indem ich mich zurückziehen kann und dort sind viele Dinge entstanden. Diese stehen und hängen verteilt bei mir zuhause rum und ich bin stolz darauf.

Kunst zuhauseKunsttherapie Farbe

 

 

Kunsttherapie Bild bund

Kunsttherapie Bild

 

Falls jemand in der Weihnachtszeit eine Nikolauskarte malen will, kommt hier mit meiner Step by Step Anleitung aus dem letzten Jahr auf sein Kunstpensum.

Weihnachtsdeko auf die Schnelle m

Also, ran an die Materialien, keine Angst vor falschen Strichen, diese gibt es definitiv nicht.

Ich bin auf deine Erfahrungen und deine Kunstwerke gespannt.

Hast du eine Kunsttherapie ausprobiert?

Deine Christine!

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Da geht noch was...! Immer weiter und wenn es geht nach VORNE! Information, Motivation und eine Menge Spaß.

14 Comments

  • Anonymous 17. September 2019 at 9:53 Reply

    Kunst in jeder Form ist für mich Balsam für die Seele. Kunst ist beim Schaffen, Schwierigkeiten, Umfeld und körperliche Schwächen für eine Zeit ad Akta zu legen, und beim betrachten, sich in eine andere Welt zu versetzen. Ich kann wenn ich meine Kunstprojekte schaffe, immer die Zeit vergessen und alle Probleme schiebe ich nach hinten, denn alles was entsteht ist in erster Linie nur für mich. Kommt jemand und möchte die Arbeit erwerben, entsteht bei mir eine Freude ,die mir das Leben ein klein wenig leichter und schöner macht.Liebe Grüße Konrad

    • Christine 19. September 2019 at 19:27 Reply

      Hallo lieber Konrad,
      Du bist ja hier das beste Beispiel, denn DU bist ein Künstler durch und durch.
      Hier die Seite von Konrad, denn seine Kupfer Kunst muss man sehen: http://www.konnis-kupfer.de/
      Man merkt, DU lebst Kunst und das mag ich so besonders an DIR. Liebe Grüße, Deine Christine!

  • Erwin Jack 14. September 2019 at 10:34 Reply

    Liebe Christine,

    wer, wie ich, mit der Kunsttherapie meint nicht zurecht zu kommen, dem kann ich mit gutem Gewissen die Musiktherapie empfehlen. Ich habe es in der stationären Reha vor 9 Jahren zwei Stunden mit der Kunsttherapie versucht und musste feststellen, dass dies nicht meine Welt ist. Ich wollte aber unbedingt was für die Entspannung tun. Man hat mir empfohlen, die Musiktherapie zu versuchen. Ich hab’s gemacht, auch deshalb, weil ich der Typ bin, der ohne weiteres nicht lockerlässt. Und siehe da, da war es -dieses Sichwohlfühlen. Es hatte auch damit zu tun, dass ich mit der Musiktherapeutin Barbara Weinzierl eine hervorragende Fachfrau mit viel Fingerspitzengefühl und großem psychologischem Einfühlvermögen an meiner Seite hatte, die mich gelehrt hat, worauf es dabei ankommt. Seit nunmehr 9 Jahren lege ich großen Wert darauf,
    in der jährlich 5-wöchentlichen Reha zweimal 45 Minuten pro Woche, dort mit dabei zu sein. Fast in jeder dieser Therapiestunden erlebe ich Mitpatient*innen, die sich von Stunde zu Stunde mehr und mehr öffnen. Nur wenige werfen das Handtuch.
    Lange Rede kurzer Sinn: Den Versuch ist es auf jeden Fall wert.

    Schöne Grüße

    Erwin Jack

    • Christine 16. September 2019 at 15:05 Reply

      Lieber Erwin,
      ich denke auch: Versuch macht klug und wie wir sehen, Du bist das beste Beispiel, denn Du bist von der Kunst- zur Musiktherapie gerutscht und kannst dort wunderbar entspannen.
      So soll es sein. Ich werde vielleicht auch einmal diese ausprobieren, da ich früher Klavier gespielt habe. 😉
      Eine schöne Woche wünscht, Deine Christine!

  • SM 12. September 2019 at 22:08 Reply

    Schöner Artikel – habe an einigen Stellen lachen müssen… Du bist kreativ – ich leider immer noch nicht und gerate unter Stress, wenn ich etwas malen oder basteln soll!
    Drück Dich, Deine Majakowskibine

    • Christine 13. September 2019 at 14:21 Reply

      Hallo liebe Majakowskine,
      Danke und schön, dass DU gelacht hast. 🙂 Du bist auch kreativ, kannst es oftnur nicht wirklich zeigen 😉 hi hi hi…. Du kannst das, da bin ich mir sicher…
      Im Notfall springe ich ein und unterstüzte DICH mal ein wenig, denn im UNTERSTÜTZEN bist DU ja meine Weltmeisterin. Vielen Dank dafür, einen dicken Drücker zurück,

      Deine Christine!

  • Anonymous 12. September 2019 at 21:43 Reply

    Liebe Christine,
    ho ho ho… das sieht toll aus und ich bekomme Lust zu malen…. Danke für den Anstupser, Grüße Katja

    • Christine 13. September 2019 at 14:17 Reply

      Hallo Katja,
      das finde ich toll und freue mich. Einen schönen Tag wünscht, Deine Christine!

  • Jojo 12. September 2019 at 18:41 Reply

    Hallo, Christine
    Ich könnte mich ja zum Thema Kunst und Gestaltung richtig austoben!
    Aber ich sage mal nur: Dein grau/weißes Bild ist der Knaller ?!
    Das würde ich mir sogar gerne aufhängen!
    Ich weiß nicht, was du dir dabei gedacht hast, aber, man kann es sogar auch um 90°/180° drehen und erkennt immer wieder etwas Neues! Echt super!
    Male weiter so etwas
    LG Jojo

    • Christine 12. September 2019 at 18:52 Reply

      Hallo Jojo,
      zum Glück habe ich nur gemalt und nicht gedacht, bis ich fertig war… 🙂 Mir gefällt es auch und es hängt bei mir im Wohnimmer.
      Malst Du auch? Und wenn ja, was? Bist Du kreativ? Danke für das Kompliment und ich male weiter… 😉
      Liebe Grüße, Deine Christine!

  • Elke 12. September 2019 at 7:19 Reply

    Liebe Christine,
    oh, dieser Beitrag. Er spricht mir auch als nicht MS`ler aus der Seele. Lange Jahre habe ich das kreativ sein unterdrückt, weil ich der Meinung war, nicht gut genug zu sein. Anstelle mich nicht an anderen zu messen und einfach das abschalten zu genießen. Das musste ich erst in der Reha nach meiner HWS Operation lernen. Stimmt es geht nicht darum ein Picasso zu sein, aber jedes Projekt was im Kopf doch noch schöner wird als genommen ist doch für einen selbst auch schön und gibt einen etwas mehr Selbstwertgefühl und wenn es eben mal nicht so ist…. Ok… dann wird ein neuer Versuch gestartet. Deinen Nicolaus habe ich immer noch. Ich hatte ihn mir ausgedruckt und ausgemalt und er liegt jetzt im neuen Kreativzimmer bei mir unter der Schreibtischmatte und ich hoffe, das Du dieses Jahr wieder so etwas schönes uns bereitstellst. Vielleicht etwas schon für den Herbst.

    Schön das es Dich gibt.

    Liebe Grüße
    Elke

    • Christine 12. September 2019 at 12:56 Reply

      Liebe Elke,
      jeder ist kreativ und wenn DIR es gefällt, ist das die Hauptsache, denn wir müssen NIEMANDEM gefallen. Egal ob krank oder gesund. Klar sind wir kritisch mit unseren Werken,
      aber das ist ebenfalls normal. Ein Lob tut gut, da freut sich jeder drüber, aber im Grunde genommen geht es um Selbstzufriedenheit. –
      Die Nikolauskarte habe ich im letzten Jahr verschickt und mal sehen, was in diesem Jahr kommt oder nicht. Ich mache mir keinen Druck oder Stress, denn es geht hie um Spaß an der Freude.
      Aber ich freue mich natürlich, wenn die Karte gefällt.
      Vielleicht gehst Du in der Reha auch in eine Kunsttherapie und lässt die Seele baumeln. Schön, dass es DICH gibt. Liebe Grüße, Deine Christine!

  • B 11. September 2019 at 18:29 Reply

    Liebe Christine,

    so habe ich mir Kunsttherapie nie vorgestellt. Danke, dass Du sie so detailliert hier vorgestellt hast. Ich könnte sie mir-richtig angeleitet- für sehr viele Patienten als hilfreich vorstellen. Ich stelle mir den Prozess in der Umsetzung nach dem Gespräch als sehr interessant vor.
    Deine Ergebnisse sind wirkliche Kunstwerke….. in Deinem Fall win-win!
    Ich stelle mir den Prozess spannend vor!
    Herzliche Grüße an Dich
    Barbara

    • Christine 11. September 2019 at 18:36 Reply

      Liebe Barbara,
      schön, wenn ich einen kleinen Einblick mit dem Beitrag geben konnte. Es ist für mich eine echte Bereicherung und ich kann die Seele baumeln lassen.
      Tut gut und gar nicht weh 😉 – Schön, wenn meine kleinen Kunststücke gefallen. Einen schönen Abend wünscht,
      Deine Christine!

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