Das Ambulanticum bewegt mich durch

Ambulanticum

Das Ambulanticum in Herdecke (Nordrhein-Westfalen) bewegt mich -im wahrsten Sinne des Wortes- durch.

Getreu meinem Motto: Da geht noch was, immer weiter und wenn es geht nach VORNE.

Was soll ich euch sagen? Es geht endlich wieder weiter, und zwar für meinen Körper in die richtige Richtung!

Durch die ambulante Intensivtherapie habe ich längst vergessene Muskeln wiedergefunden.

Außerdem habe ich wertvolle Tipps und Übungen -für meinen Alltag mit MS- an die Hand bekommen.

 

Aber jetzt erst einmal von vorne:

Normalerweise fahre ich jährlich zur Rehabilitation. Ein MUSS für meine körperliche Verfassung. Corona bedingt konnte ich nicht fahren und ich hatte andere Dinge zu tun.

Mitte Februar war ich aber körperlich und mental echt am Ende. Ich hatte wirklich auf NICHTS und NIEMANDEN Lust oder Laune.

Gefühlt war ich mit einem Fuß im Pflegeheim, gedanklich, emotional nicht anwesend.

Mir war alles egal! Mein innerer Schweinehund, der mir in der Regel regelmäßig einen Tritt verpasst, ist mir abhandengekommen.  

 

Das muss sich ändern und ich habe das Ambulanticum als Chance für mich entdeckt.

 

Mir ist es wichtig, neue Wege zu gehen. Denn wer nicht vom alten Weg abkommt, bleibt auf der Strecke.

Dr. Bernd Krahl (Geschäftsführer Ambulanticun)

 

Über Instagram habe ich einige Erfolgsgeschichten von diversen Personen mitverfolgt. Unterschiedliche Krankheitsbilder, mit beeindruckenden Ergebnissen.

Zusätzlich gibt es dort innovative Therapiegeräte, absolute Hightech Geräte, die schon beim alleinigen Anschauen ausprobiert werden wollen. 😉

Für mich war das sehr inspirierend und der ausschlaggebende Punkt, mich dort vorzustellen. Gesagt, getan.

 

Ambulanticum Therapie

 

Die äußerst freundlichen Damen in der Verwaltung, geben mir zu all meinen Fragen kompetente Antworten. Schnell ist ein Vorstellungstermin vereinbart. Hier verlinke ich euch den Kontakt.

 

An meinem Vorstellungstermin werde ich gründlich untersucht.
Mein körperlicher Ist-Zustand und meine persönlichen Ziele werden festgelegt.

Aufgrund dessen, durfte ich mir die Formulare für den Antrag abholen.

Zusätzlich habe ich vorab einen Termin für die ambulante Maßnahme mit der Verwaltung festgelegt.

 

Die Aussage einer Followerin: “Bist du nicht topfit für diese Art von Therapie, kannst du nicht antreten”, kann ich nicht bestätigen.

Bin ich fit, fahre ich in den Urlaub. Bin ich unfit, dann mache ich eine ambulante Intensivtherapie im Ambulanticum.

Der Therapieplan wird eh individuell an den Patienten, an das jeweilige Krankheitsbild, den aktuellen Leistungsstand angepasst.

Notwendige Pausen werden bei Bedarf eingelegt.

 

Ziel der gesamten Therapie ist es:

Eine bessere Mobilität, mehr Selbstbestimmung und Lebensqualität zurückzuerlangen, sowie pflegende Angehörige zu entlassen.

 

Vorab zur Information:

Das ist keine normale Rehabilitation!

Hier handelt es sich um eine ambulante Intensivtherapie.

 

 

Wer wird im Ambulanticum behandelt?

Kinder und Erwachsene, die an den Folgen von Schlaganfällen oder neurologischen Erkrankungen leiden.

Wie zum Beispiel Querschnittslähmung, Multiple Sklerose, Schädelhirntrauma oder infantiler Zerebralparese. Siehe hier.

 

Sind alle Therapiepläne gleich?

Nein. Jedes Krankheitsbild ist unterschiedlich, folglich gibt es verschiedene Therapieansätze, Therapiezeiten und Pläne.

Ich berichte in diesem Beitrag aus meiner Sicht, als MS Patientin, von meinen Erfahrungen.

 

Wie sieht der Therapieplan aus?

Hier füge ich drei Tage aus meinem Wochenplan ein.

Ambulanticum Therapieplan

 

Ich hatte täglich 4,5 Stunden Einzeltherapien (nicht mitmachen oder untertauchen ist nicht drin).

Es gibt keine Gruppentherapien und keine Vorträge.

Glaubt mir, die ersten drei Tage waren die heftigsten. An diesen habe ich nachmittags tief und fest geschlafen. Ich habe mich gefragt, ob ich das überhaupt vier Wochen durchhalte.

Ja, das habe ich und darauf bin ich stolz. 😉

 

Jeder Patient bekommt am Anfang der ambulanten Intensivtherapie zwei Paten zur Seite gestellt. Diese sind für alle aufkommenden Fragen, Probleme, Sorgen meine persönlichen Ansprechpartner. Außerdem sind sie meine Therapeuten, die ich eh jeden Tag mehrere Stunden sehe. Echt praktisch!

 

Am ersten Tag habe ich einige Eingangstest absolviert. Diese fielen dementsprechend semi gut aus, was meinen Gesamtzustand vor Beginn widerspiegelte.

Zusätzlich werden Videoaufnahmen angefertigt, damit wir den Anfang und den Endzustand dokumentieren. Die Videos werden gemeinsam angeschaut, besprochen und meine Ziele für die nächsten Wochen nochmals definiert.

 

Wie viel Stunden am Tag trainierst du?

In meinem Fall waren es 4,5 Stunden. Dies variiert von Patient zu Patient, von Krankenkasse zu Krankenkasse, von körperlicher Verfassung zu körperlicher Verfassung.

Das Ambulanticum geht individuell auf den Patienten ein. Mein Hauptthema ist wie immer: Rumpf ist Trumpf

 

Ich war mir nicht sicher, ob es überhaupt noch Sinn macht, sich dort vorzustellen.

Aber: Ich versichere euch, es macht definitiv Sinn!

Das ist die beste Therapieform, dich ich bis jetzt kennengelernt habe.

Ich empfehle diese Therapie MS Patienten, die in ihren Einschränkungen schon weiter fortgeschritten sind. Die in einer normalen Rehabilitation keine großen Erfolge mehr erzielen.

 

Welche Krankenkassen unterstützen diese Therapieform?

Die Techniker Krankenkasse und die Barmer Ersatzkasse haben Rahmenverträge mit dem Ambulanticum. Alle anderen Kassen entscheiden, wie immer, nach Einzelfall und Aktenlage.

Um auf der sicheren Seite zu sein, kontaktiert bitte selbst das Ambulanticum.

 

Welcher Arzt stellt die Verordnung aus?

Ich bin Kassenpatientin. Mein Neurologe hat mir die Verordnung, die nötigen Unterlagen, sowie Rezepte erstellt.

 

Welche Therapieangebote gibt es im Ambulanticum?

 

  • Robotik und gerätegestützte Therapie
  • Sport- und Bewegungstherapie
  • Physiotherapie
  • Ergotherapie
  • Logopädie
  • Traumatherapie

 

Das Schöne an den Therapien: Alle Therapeuten und Sportwissenschaftler arbeiten Hand in Hand zusammen und kommunizieren miteinander/ untereinander.

Das kommt dem Patienten zugute und ich fühle mich sehr gut aufgehoben. Zusätzlich kann ich meine Wünsche, Ideen, Anregungen mit einbringen.

 

Wo gibt es Möglichkeiten, zu übernachten?

In der Tat ist das eine sehr wichtige Frage, denn wir müssen uns eine eigene Bleibe suchen. Selbstverständlich ist das Ambulanticum auch in dieser Frage behilflich.

Ich habe im Zweibrücker Hof in Herdecke übernachtet. Das Ambulanticum hat mit der Techniker Krankenkasse und mit diesem Hotel eine Kooperation.

Dementsprechend haben sie vergünstigte Zimmer im Angebot.

Meine Krankenkasse beteiligt sich an den Übernachtungskosten mit einem finanziellen Zuschuss.

 

Außerdem habe ich eine Patientin kennengelernt, die im Convivo Park Herdecke untergekommen ist. Voraussetzung Pflegegrad 3.

Die Taxi- und Transportfahrten können wir über das örtliche Taxiunternehmen vornehmen.

Der städtische Bus fährt direkt vor dem Hotel ab.

Oder aber, unsere Hilfsperson ist dabei und erledigt diese Aufgabe.

 

Wie verpflege ich mich?

Das Ambulanticum stellt jeden Tag frisches Obst, sowie Wasser und Apfelsaftschorle zur Verfügung. Kaffeegetränke können wir uns günstig aus dem Automaten ziehen.

Für die weitere Verpflegung kommen wir selbst auf. Keine Angst, ihr verhungert nicht, es gibt im Ort genügend Möglichkeiten den Hunger zu stillen.

 

Meine definierten Ziele habe ich erreicht. Ich habe wieder Vertrauen in meinen Körper zurückerlangt.

Obendrein habe ich erlernt, wie ich mich ordentlich und ergonomisch in meinen Rollstuhl setze, ohne eine Pirouette zu drehen.

Ich finde, jedes Sanitätshaus, jede Rollstuhlabteilung sollte das seinem Patienten bei der Rollstuhlauslieferung direkt mit an die Hand geben.

 

Enttäuschenderweise habe ich das von KEINEM Menschen

in den letzten 14 Jahren erklärt bekommen.

Traurig, aber wahr!

 

Wie geht es nach den 4 Wochen weiter?

Ich starte jetzt die zehnwöchige Heimtrainingsphase und habe dementsprechend Hausaufgaben mitbekommen. Diese arbeite ich fleißig ab und versuche meinen Trainingszustand zu halten.

Hilfreich sind meine aufgenommenen Videos, damit sich keine Fehler einschleichen.

 

Danach fahre ich nochmals für zwei Wochen ins Ambulanticum und knüpfe an diese zwei Phasen an. Ich gehe die nächsten Ziele an.

In meinem Eingangstest habe ich übrigens 18 Punkte erreicht, nach den vier Wochen waren es 32 Punkte. Für mich ist das ein sehr großer Erfolg!

Mein sportlicher Ehrgeiz ist zurück! Yeah!

Ich bin begeistert! Hast DU noch Fragen?

 

In diesem Sinne:

Dranbleiben, jeder kleine Schritt zählt!

Herzliche Grüße

Deine Christine!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Da geht noch was...! Immer weiter und wenn es geht nach VORNE! Information, Motivation und eine Menge Spaß.

12 Comments

  • Heike 31. Oktober 2023 at 12:55 Reply

    Vielen Dank für den Bericht. Ich liebäugele schon länger mit dieser RehaKlinik und werde nun mein Glück versuchen. Ein paar Fragen hätte ich:
    Gibt es auch Therapien für Schmerzpatienten?
    Gibt es einen Ruheraum für die Pausen? Auch mit Möglichkeiten, sich hinzulegen?
    Wann waren die spätesten Therapien von der Uhrzeit her?
    Was kostete das Hotel ohne Zuschuss?
    Vielen Dank und dir weiterhin viel Erfolg!
    Liebe Grüße Heike

    • Christine 31. Oktober 2023 at 19:59 Reply

      Hallo Heike,
      ja, es gibt einen Ruheraum, den man in den Pausen nutzen kann. Mit und ohne Liege.😉
      Die Therapien und die Zeiten sprichst du mit der Verwaltung ab. Ich bin nur morgens leistungsfähig, deshalb ging es frühmorgens für mich los.
      Ob Schmerzpatienten behandelt werden, musst du ebenfalls erfragen.
      Den Kontakt zum Hotel habe ich auch verlinkt. Bitte selbst anrufen, da die Zimmerpreise variieren. 😊
      Ich wünsche viel Erfolg und gutes Gelingen.
      Liebe Grüße Deine Christine

  • Elke 31. Oktober 2023 at 11:12 Reply

    Liebe Christine,

    wie Du weisst, habe ich glücklicher Weise keine MS. Aber schon genug Probleme mit meiner Operierten HWS und den künstlichen Chaches darin und der ausgepräglen Skoliose und und und…..

    Aber ich hab mit Spannung bis zum Ende gelesen und ich bin begeistert. Ich lese deine Beiträge auch immer, weil von meinem Kollegen die Frau MS hat und wenn wir uns unterhalten, dann erzähle ich immer von Dir und gebe auch deine WWW weiter.

    Ich freue mich so, das Du aus dem Tief raus bist. Ich freue mich auf den 1.12. – da habe ich wieder mehr Zeit für mich und meinen Sport und das ist so nötig.

    Liebe Grüße
    Elke von einfachelke.de

    • Christine 31. Oktober 2023 at 19:52 Reply

      Liebe Elke,
      vielen lieben Dank. Es ist einfach wichtig, dranzubleiben, ansonsten geht es rasend schnell abwärts. Das habe ich wieder einmal festgestellt. Schön, wenn du die Informationen weitergibst und super, wenn du bald wieder Zeit für DICH hast. Herzliche Grüße Deine Christine!

  • Ira 25. Oktober 2023 at 17:35 Reply

    sehr informativer Beitrag!
    werde mich dort vorstellen!
    Danke, Gruß Ira

  • Ingrid 25. Oktober 2023 at 12:43 Reply

    🙋‍♀️..ja genau dran bleiben ist das Stichwort.
    Sehr informativer und genauer Bericht und du hast deinen Weg gefunden♡.
    Ich schließe mich dem Peter Lehmann an und wünsch dir weiterhin gutes Gelingen für all dein Vorhaben und eine gute Zeit.
    Ich werde deinen Weg gerne verfolgen, Ingrid 🥰

  • Kiki 24. Oktober 2023 at 15:40 Reply

    Wieder einmal ein super schöner und informativer Text! Sehr gut und verständlich geschrieben!
    Die eigene Motivation wieder zu finden, den Kopf nicht in den Sand stecken und niemals aufgeben lässt du durch deinen Text aufleben! Das hast du super gemacht und dein eigener Ansporn lobt deine wieder neu erlangten Fähigkeiten! Weiter so!
    Viel Erfolg und ganz liebe Grüße 😘😘

    • Christine 24. Oktober 2023 at 17:27 Reply

      Danke liebe Kiki. Es ist immer wieder ein ständiges AUFRAFFEN und WEITERMACHEN. Mein sportlicher Ehrgeiz ist zurück und das ist gut so.
      Ganz liebe Grüße zurück! Deine Christine

  • Golfballrot 24. Oktober 2023 at 15:31 Reply

    Liebe Tine, ich habe immer daran geglaubt, dass Du es wieder packst. Weiter so Du Kämpferin!!!
    Aufgeben war und ist keine Option!!!
    Toller Bericht – sehr anschaulich und ermutigend.
    Alles Gute weiterhin..
    Bine

    • Christine 24. Oktober 2023 at 17:24 Reply

      Liebe Bine,
      stimmt, DU hast mich immer motiviert, an mich und das Ambulanticum geglaubt.
      Ich bin soooooo froh, DICH zu haben. ❤️
      Liebe Grüße Deine Christine

  • Peter Lehmann 24. Oktober 2023 at 12:55 Reply

    Liebe Christine, Deine Erfahrungen und Erkenntnisse sind einmal mehr der Beweis dafür, dass unsere MS, auch wenn sie uns – gerade beim progredienten Verlauf – immer öfter an unsere physischen und psychischen Grenzen bringt nicht darüber entscheidet ob und wie wir leben, sondern dass wir selbst unser Handeln bestimmen und Wege finden mit dem Schicksal klarzukommen. Vielen Lieben Dank für diesen Extraschub Motivation und weiterhin gutes Gelingen für Deinen persönlichen Triathlon 🐢

    • Christine 24. Oktober 2023 at 17:21 Reply

      Lieber Peter, vielen lieben Dank.
      Ja, wir müssen uns motivieren, probieren, die beste Lösung für uns finden. Auch wenn es immer mal wieder ein Tief gibt, es gibt irgendwo ein Fünkchen Hoffnung, um nicht aufzugeben und dieses Fünkchen suche ich immer. 😉
      Herzliche Grüße, Deine Christine

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